Einblicke in die internen Strukturen der Organisation – das „Branch Organization Book“

Das sogenannte Branch Organization Book (deutsch: Zweigstellenbuch) ist ein internes Handbuch der Wachtturm-Gesellschaft, das offiziell nicht veröffentlicht wird. Es richtet sich ausschließlich an Mitglieder von Zweig- und Landesausschüssen sowie an besonders autorisierte Funktionsträger innerhalb der weltweiten Bethel-Häuser.

Die Inhalte des Buches umfassen eine detaillierte Verwaltungsstruktur: Von der Rolle des Leitungsgremiums über Personalpolitik, Rechtsfragen, Medienstrategien und Notfallmanagement bis hin zur Schulung von Kreisaufsehern und der Kommunikation mit Regierungsstellen. Es handelt sich um eine zentrale Steuerungsvorschrift, die in ihrer Tiefe und organisatorischen Präzision verdeutlicht, wie stark hierarchisch und durchreguliert die weltweite Tätigkeit der Zeugen Jehovas geführt wird.

Das Dokument ist nicht öffentlich zugänglich und unterliegt einem strikten Vertraulichkeitsvermerk. Wörtlich heißt es darin:

„Dieses Material […] darf nur mit Genehmigung des Zweigkomitees kopiert oder vervielfältigt werden.“
(Branch Organization Book, Ausgabe 2018)

Gerade weil dieses Handbuch nicht für die Allgemeinheit bestimmt ist, sind vollständige Kopien – insbesondere in deutscher Sprache – selten auffindbar. Einzelne Übersetzungen, die über inoffizielle Wege bekannt wurden, bestätigen jedoch die inhaltliche Authentizität der Vorgaben. Sie geben einen seltenen Einblick in das Selbstverständnis der Organisation als zentral gesteuerte Institution mit einem klaren Machtzentrum – und erlauben es, die Diskrepanz zwischen Außenbild und interner Praxis analytisch nachzuvollziehen.

Auf hellereslicht.de greifen wir ausgewählte Inhalte dieses Dokuments auf, um das Verständnis für die inneren Abläufe der Organisation zu vertiefen – stets mit dem Ziel: Aufklärung statt Anklage.

Das „Branch Organization Book“ – Eine juristisch-theologische Analyse

Ein internes Regelwerk mit weitreichenden Implikationen

Das Branch Organization Book (Ausgabe 2018, englisches Original) ist ein vertrauliches Handbuch der Zeugen Jehovas, das ausschließlich an Zweigkomiteemitglieder, Ländervertreter und Bethel-Funktionäre ausgegeben wird. Es regelt die globale Verwaltung, Personalführung, Rechtsverfahren und Medienpolitik der Organisation in hohem Detailgrad. Offiziell ist das Dokument geheim – entsprechend trägt es die Kennzeichnung:

“This material in Branch Organization should not be copied or duplicated except with the permission of the Branch Committee.”

Ein maschinell übersetztes deutsches Exemplar erlaubt erstmals einer breiteren Öffentlichkeit Einblicke in diese interne Steuerungslogik. Diese Analyse dokumentiert zentrale Aussagen des Originals, stellt sie der Übersetzung gegenüber, bewertet sie ethisch, juristisch und theologisch – und zeigt, was dieses Buch über das wahre Selbstverständnis der Organisation offenbart.


1. Gleichsetzung von Kritik, Kriminalität und öffentlichem Recht

Zitat (Kapitel 3.1.7, engl. Original):

“The Branch Committee will notify the Service Department at headquarters when unusual judicial matters arise, especially involving apostasy, criminal accusations, or public legal issues.”

Deutsche Übersetzung:

„Das Zweigkomitee benachrichtigt die Dienstabteilung am Hauptsitz, wenn ungewöhnliche gerichtliche Angelegenheiten auftreten – insbesondere bei Abtrünnigkeit, strafrechtlichen Anschuldigungen oder öffentlichen rechtlichen Fragen.“

Bewertung:
Diese Passage stellt drei völlig unterschiedliche Sachverhalte auf eine Ebene:

  • Abtrünnigkeit (= Gewissensentscheidung)
  • strafrechtliche Vorwürfe (= objektiv justiziabel)
  • öffentlich-rechtliche Konflikte (= z. B. Presseanfragen, Datenschutz)

Ethisch problematisch, weil sie freie Meinungsäußerung entwertet.
Juristisch bedenklich, weil sie eine Vermischung religiöser und strafrechtlicher Kategorien suggeriert.
Theologisch fragwürdig, da das Neue Testament „Abfall“ nie als Verbrechen behandelt, sondern als geistliches Risiko – nie als Kriminaltat.


2. Vertraulichkeit als Schutzschild – auch bei Straftaten

Zitat (Kapitel 6.4.5, engl. Original):

“Confidentiality must be strictly maintained regarding branch files, committee minutes, and records of judicial decisions.”

Deutsche Übersetzung:

„Die Vertraulichkeit muss strikt gewahrt werden in Bezug auf Zweigstellenakten, Sitzungsprotokolle und Aufzeichnungen über gerichtliche Entscheidungen.“

Bewertung:
Diese Regelung gilt ohne jede Einschränkung – also auch dann, wenn es sich um potenziell strafrechtlich relevante Vorfälle handelt (z. B. sexueller Missbrauch, unterlassene Hilfeleistung, Rufschädigung).

Juristisch heikel:

  • Möglicher Verstoß gegen § 138 StGB (Nichtanzeige geplanter Straftaten)
  • Konflikt mit § 203 StGB (Verletzung von Privatgeheimnissen bei unterlassener Offenlegung)
  • Verstoß gegen DSGVO Art. 15–17 (fehlende Akteneinsicht, kein Löschrecht)

Theologisch widersprüchlich, da biblische Gerechtigkeit (vgl. Jesaja 1:17, Lukas 12:3) Offenlegung, nicht Verschweigen, betont.


3. Interne Disziplin bei Kindesmissbrauch

Zitat (sinngemäß, Kapitel 3.2.1–3.2.6):
Die Abschnitte beschreiben Verfahren, bei denen interne Rechtskomitees mit Vorwürfen schwerer Verfehlungen umgehen – einschließlich sexuellen Übergriffen – ohne automatische Einbindung weltlicher Behörden.

Bewertung:
Diese Praxis ist dokumentiert und vielfach kritisiert (z. B. Royal Commission Australia 2015). Die Komitees bestehen aus Ältesten ohne forensische, psychologische oder juristische Ausbildung.

Juristisch riskant:

  • Möglichkeit strafbarer Unterlassung (§ 138 StGB)
  • Missachtung des staatlichen Gewaltmonopols
  • keine unabhängige Opfervertretung, keine Beweissicherung

Ethisch inakzeptabel, da hier strukturelle Macht über persönliches Leid gestellt wird.
Theologisch widersprüchlich, da Jesus Kinder explizit schützt (Matthäus 18:6) und Sünde nicht im Stillen verwaltet sehen will.


4. Dauerhafte Archivierung ohne Zugriffsmöglichkeit

Zitat (sinngemäß, Kapitel 6):
Vertrauliche Komiteeakten, Briefe, Disziplinarvermerke und Personalunterlagen werden langfristig aufbewahrt – ausschließlich intern, ohne Einsichtsrecht für Betroffene.

Bewertung:
Die Organisation führt Schattenakten über Mitglieder und ehemalige Zeugen – ohne Auskunftsrecht, ohne Korrekturmöglichkeit, ohne rechtliche Kontrolle.

Klarer Verstoß gegen:

  • DSGVO Art. 15: Auskunft
  • DSGVO Art. 16: Berichtigung
  • DSGVO Art. 17: Löschung

Theologisch fragwürdig, da solche Archivierungspraxis nicht dem Geist von „Vergebung“ oder „Wahrheit“ entspricht, sondern eher einem Disziplinararchiv autoritärer Systeme.


Juristische Gesamtbewertung:

Die dokumentierten Regelungen werfen schwerwiegende Fragen auf:

  • DSGVO – in Bezug auf Transparenz, Betroffenenrechte und Löschungspflichten
  • § 138 StGB – bei unterlassener Anzeige bestimmter Delikte (z. B. Kindesmissbrauch)
  • § 823 BGB – in Verbindung mit Schutzpflichtverletzung
  • Religionsrechtlich – keine unabhängige Beschwerdestelle, keine externe Überprüfung

Theologische Gesamteinschätzung:

Was dieses Buch dokumentiert, ist keine biblische Leitung – sondern eine vertikale Machtstruktur mit Kontrollinstanzen.
Wer von Abtrünnigen spricht wie von Kriminellen, schützt nicht die Wahrheit, sondern das System.
Wer Disziplinarmaßnahmen gegen Missbrauchsopfer richtet, schützt nicht das Evangelium, sondern die Organisation.

Christus hat keine Komitees eingerichtet. Er hat Menschen befreit – nicht verwaltet.
Wo Wahrheit unter Verschluss gehalten wird, endet nicht nur Gerechtigkeit – dort schweigt auch das Gewissen.

Rechtlicher Hinweis gemäß § 51 UrhG und Art. 5 GG

Die in diesem Beitrag zitierten Textstellen aus dem Branch Organization Book (Ausgabe 2018, englisches Original) dienen der wissenschaftlichen und publizistischen Analyse im Sinne des § 51 UrhG (Zitatrecht). Die Zitate sind durch eigene Ausführungen und Bewertungen gerechtfertigt, ordnungsgemäß kenntlich gemacht und auf das zur Erläuterung erforderliche Maß beschränkt.

Die vorliegende Analyse erfolgt im Rahmen der verfassungsrechtlich geschützten Meinungs- und Informationsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) sowie der Religionskritik im Sinne einer öffentlichen Auseinandersetzung mit der Struktur und Praxis einer Religionsgemeinschaft. Sie verfolgt ausschließlich das Ziel der Aufklärung, nicht der Herabwürdigung.

Die Authentizität des hier analysierten Dokuments wurde nach bestem Wissen und durch Vergleich mit offiziellen und inoffiziellen Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft bewertet. Sollte es sich im Einzelfall um eine nicht autorisierte oder veraltete Version handeln, so bleibt die hier vorgenommene Analyse dennoch als religionssoziologische und theologische Auseinandersetzung mit einem strukturell plausiblen Text gerechtfertigt.

Die hier analysierte Fassung des Branch Organization Book (Ausgabe 2018) basiert auf einer öffentlich zugänglichen Version, die nach Sprache, Struktur und Inhalt mit internen Richtliniendokumenten der Wachtturm-Gesellschaft konsistent ist. Eine offizielle Bestätigung oder Freigabe liegt – dem Charakter des vertraulichen Dokuments entsprechend – nicht vor. Die vorliegende Analyse versteht sich als religionskritische Auseinandersetzung auf Grundlage eines plausiblen, quellenbasierten Textes. Sollten einzelne Inhalte nicht dem aktuellen internen Stand entsprechen, wird dennoch auf die systemische Struktur eingegangen, wie sie in zahlreichen anderen Publikationen dokumentiert ist.


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