Wer steht zwischen Christus und dem Christen?

Hinweis für Leserinnen und Leser aus dem Umfeld der Zeugen Jehovas:
Dieser Beitrag richtet sich nicht gegen dich persönlich, sondern lädt dich zu einer biblisch fundierten Selbstprüfung ein.
Er bezieht sich ausschließlich auf die Lehraussagen und das Selbstverständnis der Leitenden Körperschaft und stellt sie dem Neuen Testament gegenüber.
Du musst nichts glauben – aber du darfst alles prüfen. Die Bibel fordert uns dazu auf: „Prüft alles, das Gute behaltet“ (1. Thess 5,21).

Wenn du ehrlich suchst, ist dieser Text kein Angriff, sondern eine Einladung.Wenn du ehrlich suchst, ist dieser Text kein Angriff, sondern eine Einladung.

Eine biblische Einladung zur Selbstprüfung – im Licht der Aussagen der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas

„Prüft alles, das Gute behaltet.“ – 1. Thessalonicher 5,21

Wenn Christen aufgefordert werden, ihren Glauben zu prüfen, bedeutet das nicht: Misstraut allem. Sondern: Habt den Mut, Wahrheit nicht mit Systemtreue zu verwechseln. Dieser Beitrag richtet sich nicht gegen Menschen, sondern lädt dazu ein, ein System zu hinterfragen, das den Anspruch erhebt, zwischen Gott und Gläubige treten zu dürfen.

Er richtet sich nicht gegen die Millionen Zeugen Jehovas weltweit, die in gutem Glauben handeln – sondern gegen das geistliche Selbstverständnis einer kleinen Führungselite, die sich „Leitende Körperschaft“ nennt, aber ein theologisch fragwürdiges Bild von Nachfolge, Wahrheit und Autorität vermittelt.


1. Christus – das Haupt, nicht die Organisation

„Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.“Kolosser 1,18

„Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“1. Korinther 3,11

Die Bibel kennt keinen „treuen und verständigen Sklaven“ als zentralen Kanal Gottes für alle Christen. Diese Figur – von der WTG auf sich selbst angewendet – wird aus Matthäus 24,45–47 isoliert und systematisch überhöht. Doch der Kontext zeigt: Jesus spricht in Gleichnissen über Wachsamkeit – nicht über eine künftige Kirchenleitung.

Die frühen Christen folgten keinem irdischen Leitungsgremium. Sie folgten einem auferstandenen Herrn. Sie waren „Jünger Jesu“ (Apg 9,1), nicht Mitglieder einer Struktur.


2. Geistliche Kontrolle statt christlicher Freiheit?

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft bringen!“Galater 5,1

„Ihr aber seid nicht so! Sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und der Führende wie der Dienende.“Lukas 22,26

Wenn die Leitende Körperschaft behauptet, man könne Gott nur durch „loyales Mitwirken mit der Organisation“ dienen – was bleibt dann von der Freiheit in Christus?

Wenn sich ein Gremium als Mittler zwischen Gott und Mensch verhält – mit Taufprüfungen, Ermahnungsprotokollen, Ausschlussdrohungen – wo bleibt das sanfte Joch Jesu (Matthäus 11,28–30)?

Und wenn Gebet zu Christus untersagt ist (vgl. Apg 7,59), das Abendmahl für die meisten zur bloßen Beobachtung verkommt (vgl. Lukas 22,19–20), und Jesus im täglichen Sprachgebrauch kaum vorkommt – kann man dann noch von einer christozentrischen Glaubenspraxis sprechen?


3. Von der Liebe zur Kontrolle – ein System der Angst?

„Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“1. Johannes 4,18

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“2. Timotheus 1,7

Die WTG lehrt: Wer „Abtrünnige“ liest oder Kontakt zu Ausgeschlossenen hält, gefährdet seine Beziehung zu Gott. Wer an Lehren zweifelt, „hat den Geist Jehovas verlassen“.

Diese Rhetorik ist nicht neu – sie erinnert an das religiöse Machtverhalten, das Jesus bei den Pharisäern kritisierte: „Ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen; denn ihr selbst geht nicht hinein, und die hineingehen wollen, lasst ihr nicht hinein.“ (Matthäus 23,13)

Frage zur Gewissensprüfung: Führt wahre geistliche Leitung zur Angst – oder zur Liebe?


4. Christus – oder ein Filter?

„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus.“1. Timotheus 2,5

„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir.“Johannes 10,27

Die Leitende Körperschaft beansprucht, die „einzige wahre Quelle geistiger Speise“ zu sein. Doch Jesus sagt: Seine Schafe hören seine Stimme. Nicht die einer Körperschaft.

Wer die Bibel nur durch den Wachtturm liest, sieht Jesus nie unvermittelt. Wer das Denken an „Absätze“ delegiert, verliert das Hören auf den Geist. Und wer glaubt, Christus sei nur der Erfüllungsgehilfe für „Jehova“, degradiert den Einen, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist (Matthäus 28,18).


5. Einladung zur Selbstprüfung

„Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe.“2. Korinther 13,5

Dieser Beitrag möchte nicht richten, sondern aufwecken. Nicht verurteilen, sondern zur Prüfung ermutigen.

Was, wenn geistliche Leitung nicht befähigt, sondern bindet? Was, wenn eine Organisation sich zwischen dich und Christus stellt – und du es nie bewusst bemerkt hast?

Dann gilt: Du darfst nachdenken. Du darfst fragen. Und du darfst – in Freiheit – Christus folgen.


Rechtlicher Hinweis

Dieser Beitrag ist eine theologisch begründete Reflexion über das geistliche Selbstverständnis der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas. Er richtet sich nicht gegen die Mitglieder der Religionsgemeinschaft, sondern bezieht sich auf öffentlich dokumentierte Lehraussagen der Führungsebene. Die biblischen Verweise dienen der eigenständigen Prüfung und sind im Rahmen der verfassungsrechtlich geschützten Meinungs-, Religions- und Wissenschaftsfreiheit (Art. 4 und 5 GG) formuliert. Alle Bibelzitate erfolgen nach dem Zitatrecht gemäß § 51 UrhG zur kritischen Kommentierung.