Einführung:
Wer meint, die Organisation der Zeugen Jehovas werbe heute mit sanften Bildern von Paradiesgärten und glücklichen Familien für einen liebevollen Glauben, möge hier genauer hinsehen. Sobald es um Kritik geht – insbesondere durch ehemalige Mitglieder –, zeigt die Organisation ein anderes Gesicht: kontrollierend, ausgrenzend, hasserfüllt.
Diese Sammlung zeigt: Abweichende Meinungen werden nicht widerlegt, sondern bekämpft – mit den Mitteln der Angst, der Entmenschlichung und der totalen Loyalitätsforderung.
Wachtturm 15 Juli 2011 Seite 15-17
Zitate:
„Falsche Lehrer gleichen so einem trockenen Brunnen. Wer hofft, bei ihnen Wasser der Wahrheit zu finden, wird bitter enttäuscht.“
Diese Metapher entzieht jedem außerhalb der Organisation jegliche geistige Relevanz. Es wird nicht geprüft, was jemand sagt, sondern woher er spricht – Wahrheit wird exklusiv beansprucht.
„Abtrünnige schleusen ‚unauffällig‘ schädliches Gedankengut ein, ‚schmuggeln‘ ihre verkehrten Ansichten also heimlich, still und leise in die Versammlung.“
Hier wird Kritik wie ein krimineller Akt dargestellt. Wer eine andere Meinung äußert, ist kein Fragender oder Suchender, sondern ein „Schmuggler“ geistigen Giftes – ein klares Feindbild wird zementiert.
„Wie Betrüger, die mit geschickt gefälschten Dokumenten arbeiten, so versuchen Abtrünnige, anderen ‚verfälschte Worte‘, also irreführende Argumente, unterzuschieben, um ihnen ihre verkehrten Ansichten als ‚echt‘ zu verkaufen.“
Eine gefährliche Diffamierung. Kritik an der Organisation wird gleichgesetzt mit Täuschung, Urkundenfälschung und Vorsatz. Es geht nicht mehr um Wahrheit – sondern um Loyalität oder Verrat.
„Abtrünnige haben nicht das geringste Interesse daran, dass es uns gut geht. Ihnen zu folgen würde uns nur vom Weg zum ewigen Leben abbringen.“
Diese Aussage unterstellt Aussteiger:innen pauschal destruktive Motive – ungeachtet ihrer Biografie, ihrer ethischen Bedenken oder ihrer Opferrolle. Das ist psychologisch toxisch und moralisch entmenschlichend.
„Über Abtrünnige sagt die Bibel, dass sie ‚geistig krank‘ sind und andere mit ihrem treulosen Gedankengut infizieren wollen.“
Diese Formulierung überschreitet eine gefährliche Grenze: Sie stellt Andersdenkende unter psychiatrischen Generalverdacht. Wer aussteigt oder zweifelt, gilt nicht als kritisch oder differenziert – sondern als „Krankheitsherd“. Das ist religiös verbrämte Diskriminierung.
„Wir würden sie weder in unser Haus aufnehmen noch grüßen. Genauso wenig würden wir ihre Schriften lesen, uns Fernsehsendungen anschauen, in denen sie auftreten, ihre Internetseiten lesen oder Kommentare dazu in ihre Blogs schreiben.“
Ein vollständiges Kontakt- und Denkverbot. Nicht nur Beziehung wird gekappt, sondern auch Information. Das ist kein geistlicher Rat, sondern kognitive Abriegelung – ein Kennzeichen sektenartiger Systeme.
„Was für einen Grund könnte es dann geben, sich von verbitterten Leuten gegen genau die Organisation aufhetzen zu lassen, die dich all das gelehrt hat?“
Hier wird jede Form von Kritik emotional entwertet. Statt Argumenten wird „Verbitterung“ unterstellt – ein klassisches ad-hominem-Manöver. Die Organisation stilisiert sich zur alleinigen Quelle aller Erkenntnis und immunisiert sich gegen jede Infragestellung.
„Egal was falsche Lehrer von sich geben – wir folgen ihnen nicht! Es gibt nicht den geringsten Grund, solche ausgetrockneten Brunnen aufzusuchen, wo man nichts als betrogen und enttäuscht wird.“
Diese ultimative Loyalitätsformel ersetzt eigenes Denken durch reflexhafte Ablehnung. Der Ausdruck „nicht den geringsten Grund“ schließt selbst den Gewissenskonflikt aus. Damit wird Glauben zu Gehorsam und Wahrheit zu einem Besitz der Organisation erklärt.
Wachtturm 2004, 15. Februar, S. 28
„Es wäre ein Fehler, zu denken, man müsste Abtrünnigen zuhören oder ihre Schriften lesen, um ihnen Paroli bieten zu können. Ihr verdrehtes, verderbtes Denken kann ähnlich wie Gangrän, die sich schnell ausbreitet, deine geistige Gesundheit ruinieren und deinen Glauben vergiften (2. Timotheus 2:16, 17). Betrachte Abtrünnige vielmehr so, wie Gott es tut. Hiob sagte von Jehova: „Vor ihn wird kein Abtrünniger kommen“ (Hiob 13:16).“
Diese Aussage ist ein Paradebeispiel für spirituell verbrämte Denkverbote, wie sie typisch sind für autoritär strukturierte Glaubenssysteme. Rhetorisch und psychologisch ist sie hochproblematisch – im Folgenden eine differenzierte Analyse der einzelnen Elemente:
„Es wäre ein Fehler, zu denken, man müsste Abtrünnigen zuhören oder ihre Schriften lesen, um ihnen Paroli bieten zu können.“
Hier wird jeglicher Dialog oder gedankliche Auseinandersetzung mit kritischen Positionen als grundsätzlich falsch dargestellt.
Das ist anti-intellektuell und widerspricht dem biblischen Prinzip aus 1. Thessalonicher 5:21:
„Prüft alles, das Gute behaltet.“
Statt mit Argumenten zu entkräften, wird zur völligen Ignoranz aufgerufen – was letztlich auf Angst vor inhaltlicher Widerlegung schließen lässt.
„Ihr verdrehtes, verderbtes Denken kann ähnlich wie Gangrän, die sich schnell ausbreitet, deine geistige Gesundheit ruinieren und deinen Glauben vergiften.“
Diese Metapher ist besonders radikal: Abweichende Gedanken werden mit Gewebezerfall durch Wundbrand (Gangrän) verglichen.
Das ist nicht nur dämonisierend, sondern entmenschlichend – eine extreme Form der psychologischen Abschottung.
Es wird nicht unterschieden zwischen berechtigter Kritik, biografischer Reflexion oder destruktivem Hass – alles wird in denselben Topf geworfen und als „infektiös“ erklärt.
„Betrachte Abtrünnige vielmehr so, wie Gott es tut. Hiob sagte von Jehova: ‚Vor ihn wird kein Abtrünniger kommen‘ (Hiob 13:16).“
Hier wird suggeriert: Gott selbst lehnt alle „Abtrünnigen“ ab – die Organisation beansprucht damit erneut, Gottes Standpunkt exklusiv zu kennen.
Doch der zitierte Vers aus Hiob ist kontextuell völlig anders gemeint: Hiob spricht hier im Rahmen einer persönlichen Auseinandersetzung mit Gott, nicht über ehemalige Glaubensgeschwister oder innerorganisatorische Abweichler.
Das ist ein typisches Beispiel für proof texting – also das willkürliche Herausgreifen biblischer Sätze zur Bestätigung eigener Lehre.
Diese Passage offenbart die fundamentale Angst der Organisation vor dem freien Denken:
Nicht das Argument des „Abtrünnigen“ wird bekämpft, sondern seine Existenz als denkender Mensch wird zu einer geistigen Bedrohung erklärt.
Man braucht kein Theologe zu sein, um zu erkennen:
Wer kritisches Lesen mit geistiger Zersetzung gleichsetzt, will keine Wahrheit – er will Kontrolle.
Wachtturm 2013 April 15 S. 11
Deutsche Versions:
„18 Paulus sprach auch von „dem Helm der Hoffnung auf Rettung“. Beschützte ein Soldat in biblischen Zeiten nicht seinen Kopf, konnte er im Kampf schnell sein Leben verlieren. Ein guter Helm hingegen konnte ihn bei Schlägen vor ernsthaften Verletzungen schützen. Beschäftigen wir uns mit Jehovas Rettungstaten, stärken wir unsere Hoffnung. Dadurch schützen wir unser Denken und lassen Abgefallene mit ihren „leeren Reden“, die sich wie Gangrän ausbreiten, nicht an uns heran). Außerdem sind wir dann stark genug, alles zu meiden, was uns verleiten könnte, etwas zu tun, was Jehova missbilligt.
Aus dem englischen Original:
18 Paulus erwähnte auch einen Helm, „die Hoffnung auf Rettung“. Ohne Kopfschutz konnte ein Soldat in biblischer Zeit im Kampf leicht sein Leben verlieren. Mit einem guten Helm konnte er jedoch Schläge auf den Kopf überstehen, ohne ernsthafte Verletzungen zu erleiden. Wir schöpfen Hoffnung aus Jehovas rettenden Taten, indem wir sein Wort studieren. Starke Hoffnung befähigt uns, Abtrünnigen und ihren brandigen „leeren Reden“ zu widerstehen. Unsere Hoffnung wird uns auch die Kraft geben, Nein zu denen zu sagen, die uns zu einem Verhalten verleiten wollen, das Jehova verurteilt.“
Diese Passage ist ein klassisches Beispiel für ideologische Selbstimmunisierung unter dem Deckmantel biblischer Bildsprache. Was vordergründig wie eine Ermunterung zur Hoffnung und geistigen Standfestigkeit klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als hochwirksames Machtinstrument, das gezielt Angst, Schuld und Abschottung fördert.
Hier eine differenzierte Analyse der problematischsten Aussagen:
1. „…und lassen Abgefallene mit ihren ‚leeren Reden‘, die sich wie Gangrän ausbreiten, nicht an uns heran.“
Die Kombination aus Abwertung („leere Reden“) und krankhafter Bedrohung („Gangrän“) ist psychologisch toxisch.
Menschen, die aus der Organisation austreten oder sie kritisch reflektieren, werden damit zu infektiösen Gefahren erklärt – nicht zu Gesprächspartnern oder denkenden Individuen.
Diese Pathologisierung des Zweifels zerstört jedes Potenzial für offenen Diskurs – sogar innerhalb der Familie.
2. „Starke Hoffnung befähigt uns, Abtrünnigen […] zu widerstehen.“
Hier wird Hoffnung nicht mehr als Kraftquelle im Glauben verstanden, sondern als Schutzschild gegen Andersdenkende. Hoffnung wird funktionalisiert – nicht für persönliches Wachstum, sondern für organisatorische Loyalität.
Zweifel wird nicht als Teil eines geistigen Reifeprozesses anerkannt, sondern als Gefahr für die kollektive Identität.
3. „Unsere Hoffnung wird uns auch die Kraft geben, Nein zu denen zu sagen, die uns zu einem Verhalten verleiten wollen, das Jehova verurteilt.“
Diese Formulierung suggeriert unterschwellig: Wer mit Abtrünnigen spricht, wer zweifelt oder andere Meinungen prüft, wird früher oder später zu „sündigem Verhalten“ verführt.
Das ist religiöser Konformitätsdruck in Reinform: Wer sich nicht vollständig abschottet, riskiert den Verlust von Gottes Gunst.
So entsteht ein perfides Dilemma: Treue bedeutet Isolation – Offenheit bedeutet Verdammnis.
Diese Passage ist kein Aufruf zur geistigen Stärke, sondern zur inneren Abgrenzung.
Sie stellt kritisches Denken als Seuchengefahr dar und bindet Hoffnung nicht an Christus – sondern an die Organisation als Bollwerk gegen Zweifel.
Ein Helm schützt den Kopf – aber was, wenn dieser Helm aus ideologischer Abschirmung besteht, aus Angst vor Gedanken, aus Furcht vor dem Gespräch?
Dann schützt er nicht das Leben – sondern verhindert das Denken.
Wer die Gedankenwelt von Menschen mit Gangrän vergleicht, hat kein Interesse an Wahrheit – sondern an Kontrolle.
Die biblische Rüstung ist kein Isolationsanzug gegen abweichende Meinungen, sondern ein Sinnbild geistiger Reife.
Der wahre Glaube braucht keine Angst vor Fragen.
Der wahre Glaube braucht keinen Helm gegen das Gespräch.
Wachtturm 2000, 1. Mai, S. 10
„9 Einige Abgefallene setzen vermehrt verschiedene Massenkommunikationsmittel ein, unter anderem das Internet, um über Jehovas Zeugen falsche Informationen zu verbreiten. Deshalb stoßen Personen, die in aller Aufrichtigkeit Nachforschungen über unsere Glaubensansichten anstellen, eventuell auf Propaganda von Abgefallenen. Selbst einige Zeugen sind versehentlich mit diesem schädlichen Material in Berührung gekommen. Außerdem nehmen Abgefallene gelegentlich an Radio- und Fernsehsendungen teil. Wie verhält man sich angesichts dessen am besten?“
Dieses Zitat ist ein exemplarisches Beispiel für ideologisch gesteuerte Informationskontrolle – inhaltlich wie rhetorisch. Es offenbart die Grundhaltung der Organisation: Kritik ist keine legitime Meinungsäußerung, sondern „Propaganda“; Aussteiger sind keine Zeitzeugen, sondern „Abgefallene“ mit schädlichem Einfluss.
1. Dämonisierung von Medien und Meinungsfreiheit
Die Aussage verpackt eine hochproblematische Logik:
- Internet + Medien + Kritik = „schädliches Material“
- Menschen, die sich informieren, sind „in Berührung gekommen“, als handle es sich um eine infektiöse Substanz.
Das ist kein Aufruf zur mündigen Auseinandersetzung – sondern zur Abschirmung gegenüber jeder Form von kritischem Diskurs.
Diese Formulierungen wirken wie ein kognitiver Lockdown: Informationen dürfen nicht eigenständig geprüft werden, weil bereits ihre Existenz als Gefahr definiert wird.
2. Pauschale Unterstellung von Lüge („falsche Informationen“)
Es wird behauptet, dass alle Aussagen von sogenannten Abgefallenen falsch sind – ohne sich mit Inhalten oder Belegen auseinanderzusetzen. Das ist klassisches Framing, um jede Quelle von außen zu diskreditieren – unabhängig davon, ob sie auf Primärquellen, Augenzeugenberichten oder gerichtlichen Fakten basiert.
Das Wort „Propaganda“ ist dabei besonders perfide gewählt, weil es gezielt politische Konnotationen weckt – Zensur, Manipulation, Hetze – und damit das eigene Vorgehen moralisch rechtfertigt.
3. Infantilisierung der Mitglieder
„…versehentlich mit diesem schädlichen Material in Berührung gekommen.“
Hier wird suggeriert, dass Kontakt mit abweichenden Informationen fast immer unabsichtlich, gefährlich und unwissentlich geschieht – als seien Mitglieder nicht fähig, bewusst und kritisch Inhalte zu prüfen.
Das schafft ein Klima des Misstrauens gegenüber der eigenen Urteilsfähigkeit – und führt zur Selbstzensur.
4. Psychologischer Mechanismus: Gedankenvermeidung
Der Text stellt keine inhaltliche Auseinandersetzung in Aussicht, sondern eine Verhaltensanweisung: Die Frage „Wie verhält man sich angesichts dessen am besten?“ zielt auf Gehorsam, nicht auf Dialog.
Die erwartete Antwort lautet: Ignorieren, Meiden, nicht Hinterfragen.
Diese Strategie ist identisch mit jenen Methoden, die in destruktiven Gruppen verwendet werden, um Informationskontrolle zu sichern.
Wer über Aussteiger nur als „Abgefallene“ spricht, über Kritik nur als „Propaganda“ und über Information nur als „schädliches Material“, hat die Wahrheit nicht zu verteidigen – sondern etwas zu verbergen.
Wachtturm 1. Oktober 1993, S. 19
„David betrachtete sie deshalb mit Abscheu, weil sie Jehova aufs tiefste haßten. Die Abtrünnigen zeigen zum Beispiel ihren Haß auf Jehova dadurch, daß sie sich gegen ihn auflehnen. Abtrünnigkeit ist in Wahrheit Rebellion gegen Jehova. Manche Abtrünnige behaupten zwar, Gott zu kennen und ihm zu dienen, aber sie lehnen Lehren oder Anforderungen ab, die in seinem Wort dargelegt werden. Andere behaupten, an die Bibel zu glauben, verwerfen jedoch Jehovas Organisation und setzen alles daran, deren Werk zu behindern. Wenn sie bewußt solche Schlechtigkeit wählen, obwohl sie wissen, was recht ist, und wenn ihnen das Schlechte so in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß es einen untrennbaren Bestandteil ihres Wesens bildet, dann muß ein Christ sie als solche hassen (im biblischen Sinn des Wortes), die sich mit der Schlechtigkeit unlösbar verbunden haben.“
Diese Passage ist eines der extremsten Beispiele für entlarvende Hassrhetorik in den Publikationen der Zeugen Jehovas – ein erschütterndes Dokument spiritueller Gewalt und moralischer Entmenschlichung gegenüber Andersdenkenden.

Im Folgenden eine präzise Analyse der zentralen Aussagen – mit juristischer und psychologischer Einordnung sowie einem Fazit im Stil von Barnabas78:
1. „David betrachtete sie deshalb mit Abscheu, weil sie Jehova aufs tiefste haßten.“
Ein klassisches Beispiel für Schwarz-Weiß-Denken: Wer sich von der Organisation entfernt, „hasst Jehova“.
Damit wird das eigene Gottesbild mit der Organisation gleichgesetzt – ein sakraler Absolutheitsanspruch, der jede legitime Kritik als Gottesfeindschaft dämonisiert.
2. „Abtrünnigkeit ist in Wahrheit Rebellion gegen Jehova.“
Diese pauschale Definition ist theologisch angreifbar und ethisch gefährlich:
Sie blendet aus, dass viele sogenannte „Abtrünnige“ aus Gewissensgründen, aus Verantwortung gegenüber Missständen, oder aus seelischer Not handeln – nicht aus „Rebellion“.
Diese Aussage entzieht dem Einzelnen jede Möglichkeit, ethisch oder geistlich verantwortungsvoll auszusteigen, und degradiert ihn zum Aufständischen gegen Gott selbst.
3. „Wenn ihnen das Schlechte so in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß es einen untrennbaren Bestandteil ihres Wesens bildet, dann muß ein Christ sie als solche hassen […]“
Diese Formulierung ist besonders brisant – aus folgenden Gründen:
Juristisch:
- Die Aufforderung zum Hassen von Personen (wenn auch vermeintlich „im biblischen Sinn“) kann im gesellschaftlichen Kontext durchaus als Aufruf zur sozialen Ächtung gewertet werden.
- Es handelt sich um eine Form religiöser Brandmarkung, die bei internen wie externen Lesern Diskriminierung fördern kann.
Psychologisch:
- Es handelt sich um kognitive und emotionale Entmenschlichung:
Wer als „durch und durch schlecht“ dargestellt wird, darf nicht mehr geliebt, gehört oder verstanden werden – er soll „gehasst“ werden. - Das ist toxisch für Familie, Freundschaft und persönliche Integrität. Kein Raum für Verständnis. Kein Raum für Trauer. Kein Raum für Differenzierung.
Zusammengefasst: Eine Ethik der Feindesverachtung
Diese Passage ist kein religiöser Lehrtext, sondern ein manipulativer Machttext. Sie instrumentalisiert biblische Begriffe, um:
- Organisationstreue mit Gottestreue gleichzusetzen,
- Aussteiger zu Feinden Gottes zu erklären,
- und Mitglieder auf eine Haltung des Abscheus, der Abgrenzung und sogar des „Hasses“ einzuschwören.
Das ist spiritueller Missbrauch. Und er steht in eklatantem Widerspruch zu Jesu Worten:
„Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen.“ (Matthäus 5,44)
Wer „Hass im biblischen Sinn“ predigt, hat das Evangelium nicht verstanden – sondern pervertiert.
Abtrünnige sind keine Feinde Gottes, sondern oft Überlebende geistlicher Gewalt.
Wer sich aus einer toxischen Struktur befreit, hasst nicht Jehova – er sucht vielleicht das erste Mal wirklich nach ihm.
Wachtturm 1. Juli 1994, S. 12
„12 Ja, Abtrünnige veröffentlichen Literatur voller Entstellungen, Halbwahrheiten und absoluter Unwahrheiten. Sie demonstrieren sogar anläßlich von Kongressen der Zeugen Jehovas und versuchen die Unvorsichtigen zu fangen. Es wäre gefährlich, sich aus
Neugier dazu verleiten zu lassen, ihre Schriften zu lesen oder ihren Lästerreden zuzuhören. Wir mögen zwar denken, daß für uns persönlich kein Risiko besteht, aber das wäre doch der Fall. Warum? Unter anderem deshalb, weil in der Literatur der Abtrünnigen Unwahrheiten mit ‘glatten Worten’ und „verfälschten Worten“ dargelegt werden Was sollte man auch sonst vom Tisch der Dämonen erwarten? Und selbst wenn die Abtrünnigen irgendwelche Tatsachen anführen, sind diese gewöhnlich aus dem Zusammenhang gerissen mit dem Ziel, andere vom Tisch Jehovas wegzuziehen. Alle ihre Schriften kritisieren nur und reißen nieder. Darin ist nichts Erbauendes.“
Diese Passage ist ein lehrbuchartiges Beispiel für sektentypische Informationskontrolle durch Dämonisierung der Außenwelt. Die Rhetorik ist extrem konfrontativ, spaltend und entlarvt das wahre Ziel: Nicht Schutz vor Lüge – sondern Schutz vor Wahrheit, wenn sie außerhalb der Organisation geäußert wird.
Hier eine detaillierte Analyse der gefährlichsten Aussagen – stilistisch pointiert und theologisch fundiert im Ton von Barnabas78.
1. „Abtrünnige veröffentlichen Literatur voller Entstellungen, Halbwahrheiten und absoluter Unwahrheiten.“
Diese Aussage verallgemeinert pauschal alle abweichenden Stimmen als böswillig und unwahr – ohne Differenzierung, ohne Beleg. Das ist klassische Schmähkritik: nicht inhaltlich begründet, sondern zur moralischen Abwertung gedacht.
Dabei ist vielfach dokumentiert, dass viele „Abtrünnige“ mit Quellen, Zitaten und Fakten arbeiten – oft sogar besser belegt als die Organisation selbst.
2. „Sie demonstrieren sogar anläßlich von Kongressen […] und versuchen die Unvorsichtigen zu fangen.“
Diese Formulierung erinnert an eine Hetzschrift. Protest wird nicht als legitimer Ausdruck von Meinungsfreiheit gewertet, sondern als Fangmanöver durch listige Verführer. Der Begriff „Unvorsichtige“ impliziert zugleich: Nur Unkluge lassen sich darauf ein.
Ein klarer Appell an gruppendynamische Konformität und soziale Angst.
3. „Es wäre gefährlich, sich aus Neugier dazu verleiten zu lassen, ihre Schriften zu lesen oder ihren Lästerreden zuzuhören.“
Ein klares Denkverbot. Die Formulierung bedient sich der Sprache religiöser Tabus: Wer liest, fragt oder prüft, gefährdet seinen Glauben.
Diese Strategie ist aus autoritären Systemen bekannt – sie schützt nicht die Wahrheit, sondern blockiert ihre Prüfung.
4. „Was sollte man auch sonst vom Tisch der Dämonen erwarten?“
Hier wird die letzte Stufe der Rhetorik gezündet: Die Überzeugung Andersdenkender wird nicht mehr nur kritisiert, sondern dämonisiert. Wessen „Tisch“ das ist, entscheidet nicht mehr der Inhalt – sondern die Herkunft.
Damit wird das klassische Gut-Böse-Narrativ reaktiviert: Wer nicht für uns ist, ist nicht nur gegen uns – er ist vom Teufel.
5. „Selbst wenn die Abtrünnigen irgendwelche Tatsachen anführen, sind diese gewöhnlich aus dem Zusammenhang gerissen […].“
Diese Aussage ist besonders perfide: Selbst wahre Informationen werden präventiv entwertet – mit dem Totschlagargument: „aus dem Zusammenhang gerissen“.
Dabei ist es in vielen Fällen die Organisation selbst, die selektiv zitiert oder historische Aussagen verschweigt.
Die Umkehrung von Täter- und Opferrolle ist hier ein Lehrstück für rhetorische Projektion.
6. „Alle ihre Schriften kritisieren nur und reißen nieder. Darin ist nichts Erbauendes.“
Hier wird jede kritische Auseinandersetzung als destruktiv diskreditiert – auch dann, wenn sie berechtigt, sachlich und notwendig ist.
Doch echte geistige Reife zeigt sich nicht in der Vermeidung von Kritik, sondern im Umgang mit ihr.
Wer Kritik als Dämonendienst darstellt, schützt nicht die Wahrheit – sondern ihre Monopolisierung.
Diese Aussagen zeigen: Nicht das „Material“ ist gefährlich, sondern die Angst der Organisation vor dem prüfenden Geist.
Denn was bleibt von einem Glaubenssystem übrig, das schon durch eine Fußnote, ein Zitat, eine Nachfrage ins Wanken gerät?
Wachtturm 1992, 15. Juli, S. 12-13
„20 Wie wir gesehen haben, ist die Welt voller Gesetzlosigkeit, die gleichbedeutend ist mit Sünde. Wir müssen nicht nur Gerechtigkeit lieben, sondern auch Gesetzlosigkeit hassen. Einige, die aus der Christenversammlung ausgeschlossen wurden, dachten vielleicht, sie würden Gerechtigkeit lieben, aber sie haßten die Gesetzlosigkeit nicht genug. Ferner wurde uns vor Augen geführt, warum wir Gesetzlosigkeit hassen sollten. Würden wir es nicht tun, könnten wir weder ein gutes Gewissen noch Selbstachtung haben. Gesetzlos zu handeln bedeutet außerdem, Jehova Gott gegenüber illoyal zu sein. Und Gesetzlosigkeit läßt uns bittere Früchte ernten — Leid, Verderben und Tod.
21 Wir haben ebenfalls festgestellt, wodurch wir zeigen, daß wir Gesetzlosigkeit hassen. Wir tun es dadurch, daß wir absolut nichts mit irgendwelcher Unehrlichkeit, Unsittlichkeit oder Abtrünnigkeit zu tun haben. Da wir an der Rechtfertigung Jehovas einen Anteil haben und sein Herz erfreuen wollen, müssen wir nicht nur Gerechtigkeit lieben und in seinem Dienst weiterhin eifrig tätig sein, sondern wie unser Führer und Gebieter, Jesus Christus, auch Gesetzlosigkeit hassen.“
Diese Passage ist ein besonders deutliches Beispiel für die rhetorische Gleichsetzung von moralischem Versagen, Kritik an der Organisation und spiritueller Verderbtheit. Dabei wird ein gefährlicher Dreischritt vollzogen:
- Gesetzlosigkeit = Sünde,
- Abtrünnigkeit = Gesetzlosigkeit,
- Kontakt mit Abtrünnigen = Untreue gegenüber Gott.
Was auf den ersten Blick wie ein moralisch-ethischer Appell erscheint, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als religiös verbrämte Ideologie zur sozialen Kontrolle.
Hier die zentralen Aussagen mit Analyse:
1. „Es genügt nicht, Gerechtigkeit zu lieben; wir müssen auch Gesetzlosigkeit hassen.“
Dieser Satz ist der Einstieg in eine dualistische Moralstruktur: Nicht nur das Gute zählt, sondern vor allem die aktive Abgrenzung vom „Bösen“.
Ein Glaube, der sich nicht in Hass gegen andere äußert, gilt als unvollständig. Das öffnet die Tür für jede Form von Ausgrenzung im Namen der Reinheit – psychologisch wie sozial.
2. „Manche, die aus der Christenversammlung ausgeschlossen wurden, dachten vielleicht, sie liebten Gerechtigkeit, aber sie hassten Gesetzlosigkeit nicht ausreichend.“
Diese Formulierung delegitimiert jede Form von Gewissensentscheidung beim Ausstieg oder Ausschluss.
Wer ausgeschlossen wurde, hat nicht differenziert gedacht – sondern schlichtweg „nicht genug gehasst“.
Diese rückwirkende Pauschalverurteilung lässt keine Reue, Entwicklung oder eigene Würde zu.
3. „Wir tun dies, indem wir mit Unehrlichkeit, sexueller Unmoral und Abtrünnigkeit absolut nichts zu tun haben.“
Hier geschieht die perfide Gleichsetzung von:
- moralischen Vergehen (Unehrlichkeit, Unmoral)
mit - theologischer Abweichung (Abtrünnigkeit).
Damit wird jeder, der die Organisation verlässt oder kritisiert, in einem Atemzug mit Betrug und sexueller Sünde genannt – unabhängig von seiner tatsächlichen Lebensführung.
Das ist religiöse Verleumdung in dogmatisch maskierter Form.
4. „Gesetzlosigkeit bringt uns bittere Folgen: Elend, Verderbtheit und Tod.“
Dies ist eine Drohung im frommen Gewand: Wer sich nicht an das Organisationsmuster hält (das hier mit „Gerechtigkeit“ gleichgesetzt wird), wird „Verderben und Tod“ ernten.
Das ist spirituelle Erpressung, kein seelsorgerischer Rat.
Wer Gerechtigkeit liebt, braucht keinen Hass – er braucht Verständnis, Mut und Demut.
Doch die Organisation predigt: Wer nicht hasst, liebt nicht genug.
Sie zwingt ihre Mitglieder in ein System der doppelten Bindung: Du darfst lieben – aber nur, wenn du hasst.
Damit wird nicht Christus nachgeahmt, sondern eine Haltung kultiviert, die das Gewissen gegen das System stellt – und das System über das Gewissen erhebt.
Wachtturm 1994, 01. Juli, S. 11-12
„10 Die Speise auf dem Tisch der Dämonen ist giftig. Man denke nur einmal an die Speise, die von der Klasse des bösen Sklaven, den Abtrünnigen, verbreitet wird. Sie ist weder nahrhaft noch erbauend; sie ist nicht förderlich. Das kann sie auch gar nicht sein, weil die Abtrünnigen aufgehört haben, sich am Tisch Jehovas zu ernähren. Aufgrund dessen ist von der gesamten neuen Persönlichkeit, die sie entwickelt hatten, nichts mehr übrig. Nicht der heilige Geist treibt sie an, sondern gehässige Bitterkeit. Sie sind von einem einzigen Ziel besessen: ihre früheren Mitsklaven zu schlagen, wie Jesus vorausgesagt hat.“
Dieses Zitat gehört zu den schärfsten und menschenverachtendsten Aussagen, die je in offiziellen Publikationen der Zeugen Jehovas über sogenannte Abtrünnige veröffentlicht wurden. Es offenbart mit entwaffnender Deutlichkeit die rhetorische und psychologische Strategie der systematischen Entmenschlichung, Dämonisierung und Verachtung – und steht im krassen Widerspruch zur Lehre Jesu.

1. „Die Speise auf dem Tisch der Dämonen ist giftig.“
Diese pauschale Gleichsetzung aller kritischen Stimmen mit „dämonischer Speise“ ist ein Paradebeispiel für religiöse Schwarzmalerei mit totalitärem Anspruch.
Wer die Organisation verlässt oder hinterfragt, steht – laut dieser Logik – nicht nur außerhalb der Wahrheit, sondern im Lager Satans.
Diese Rhetorik ist spaltend, angstschürend und ideologisch gefährlich.
2. „Man denke nur einmal an die Speise, die von der Klasse des bösen Sklaven, den Abtrünnigen, verbreitet wird.“
Hier wird der Begriff „böser Sklave“ aus Matthäus 24 willkürlich verwendet, um ehemalige Mitglieder pauschal als gegen Christus gerichtete Feinde zu brandmarken.
Das ist theologischer Missbrauch biblischer Gleichnisse, der nicht der Auslegung dient, sondern der Legitimation von Feindbildern.
3. „Sie ist weder nahrhaft noch erbauend; sie ist nicht förderlich.“
Kritik wird hier nicht sachlich eingeordnet, sondern vollständig deklassiert.
Es wird unterstellt, dass Aussteiger niemals etwas Erbauliches beitragen – eine völlige Auslöschung geistiger Würde und Wirkungsmöglichkeit.
4. „Das kann sie auch gar nicht sein, weil die Abtrünnigen aufgehört haben, sich am Tisch Jehovas zu ernähren.“
Mit dieser Formulierung wird jede außerhalb der Organisation gewonnene Erkenntnis per se als unrein, wertlos und gefährlich abgetan.
Die Quelle entscheidet über den Wert, nicht der Inhalt – eine typisch dogmatische Sichtweise, die jede geistige Autonomie untergräbt.
5. „Aufgrund dessen ist von der gesamten neuen Persönlichkeit, die sie entwickelt hatten, nichts mehr übrig.“
Das ist ein besonders zynischer Schlag: Wer gegangen ist, hat – laut dieser Rhetorik – seine gesamte moralische und geistige Entwicklung verloren.
Das ist nicht nur falsch, sondern eine Verleugnung des inneren Wachstums vieler Aussteiger, die oft gerade wegen ihres Gewissens gegangen sind.
6. „Nicht der heilige Geist treibt sie an, sondern gehässige Bitterkeit.“
Die Motive aller Abtrünnigen werden pauschal entwertet.
Nicht Gewissensnöte, nicht traumatische Erfahrungen, nicht theologische Bedenken – Bitterkeit ist das einzige, was ihnen unterstellt wird.
Diese psychologische Projektion schützt das System vor Selbstreflexion – auf Kosten derer, die den Mut zur Wahrheit hatten.
7. „Sie sind von einem einzigen Ziel besessen: ihre früheren Mitsklaven zu schlagen, wie Jesus vorausgesagt hat.“
Mit dieser Aussage wird jede Form von Kritik als Angriff auf „Mitsklaven“ (also aktive Zeugen Jehovas) gedeutet.
Das ist eine klassische Täter-Opfer-Umkehr:
Wer Missstände aufzeigt, gilt nicht als Mahner – sondern als Schläger.
Diese Sprache ist emotional aufgeladen, manipulativ und spalterisch – sie ruft nicht zur Wachsamkeit auf, sondern zur emotionalen Abwehr, Abschottung und Ächtung.
Diese Worte sind kein Ausdruck christlicher Nächstenliebe – sie sind ein Spiegel der Angst vor dem freien Denken.
Wer Kritik mit „dämonischer Speise“ gleichsetzt, hat keine Argumente mehr – sondern nur noch Drohungen.
Und wer behauptet, dass Aussteiger keine „neue Persönlichkeit“ mehr hätten, beleidigt nicht nur den Heiligen Geist –
sondern auch alle, die trotz innerem Zerbruch den Mut hatten, sich für Wahrheit, Freiheit und Würde zu entscheiden.
Wichtig: Diese Aussagen stehen nicht vereinzelt da – sie sind Ausdruck einer systemischen, schriftlich belegten Ideologie.
Wer die Wachtturm-Gesellschaft heute für harmlos hält, weil ihre Außendarstellung sanft erscheint, möge diese Zitate prüfen.
Sie zeigen: Die Organisation duldet keinen Widerspruch, kein Gewissen, keine Differenz. Und sie tut das nicht beiläufig – sie tut es systematisch.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Beitrag dient der kritischen Auseinandersetzung mit den offiziellen Lehren, Veröffentlichungen und Kommunikationsformen der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Alle zitierten Inhalte stammen aus öffentlich zugänglichen Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft (z. B. Der Wachtturm) und werden gemäß § 51 UrhG (Zitatrecht) zu Zwecken der wissenschaftlichen, publizistischen und weltanschaulichen Aufklärung verwendet.
Die Auswahl und Kommentierung der Zitate erfolgt sorgfältig und belegt. Sie dient ausschließlich der Analyse religiöser Rhetorik und deren Wirkung auf individuelle Glaubensfreiheit, psychische Integrität und soziale Teilhabe. Persönlich diffamierende Aussagen über Einzelpersonen erfolgen nicht.
Die Bezeichnung „Zeugen Jehovas“ wird in diesem Beitrag im Sinne der juristischen Körperschaft des öffentlichen Rechts verwendet (Wachtturm-Gesellschaft), nicht zur Pauschalisierung individueller Mitglieder.
Diese Veröffentlichung verfolgt kein kommerzielles Interesse, sondern steht im Dienst von Aufklärung, Meinungsfreiheit und Menschenwürde gemäß Artikel 5 des Grundgesetzes.